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Organisiert Feste! Interview mit dem Author des Liedes „Schlesische Band“ Andreas Frei

Organisiert Feste!

Joanna Hassa sprach mit Andreas Frei, dem Musiker aus der Band Fäaschtbänkler, der ein eigenes Ton Studio Namens FreeRecords hat und das Lied „Schlesische Band“ für die Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien geschrieben hat. Das Lied, gesungen von Zuzanna Herud, wird in der Deutschen Minderheit gerade gefeiert.

Joanna Hassa: Seit wann musizierst Du schon, war das eine Tradition in deiner Familie zu musizieren?

Andreas Frei: Ich hab von meinen Vater als ich 5 Jahre alt war den ersten Trompetenunterricht erhalten. Damals war er Dirigent der Jugendmusikkappele, hier im Dorf (Kriessern). Meine Mama war auch im Musikverein, ich bin in der Jugendmusikkappele groß geworden, hab da eigentlich mit der Trompete angefangen. Und hab dort die anderen Jungs von den Fäaschtbänkler kennen gelernt.

JH: Also deine Eltern haben musiziert, deine Großeltern auch?

AF: Mein Großvater war auch im Dorfverein hier in Kriessern, Tenorhorn gespielt. Es ist schon quasi eine Familientradition, dass wir Musik spielen

JH: Hast Du auch Geschwister? Spielen sie auch?

AF: Ich habe 3 Geschwister, sie spielen alle auch. Die älteste Schwester spielt Oboe, die jüngere Schwester Klarinette und mein Bruder auch Trompete.

JH: Heißt dass dann, wenn ihr Weihnachten zusammenverbringt, dass ihr gemeinsam spielt und singt?

AF: Singen tuen wir normal, spielen, gespielt haben wir eigentlich noch nie zusammen. Ich glaube ein oder zwei Mal hatten wir so ein kleines Familienbandprojekt. Sonst am Weihnachten einfach singen, lustig rumschreien.

JH: Ich finde es schon interessant, dass ihr euch dann trifft und gemeinsam singt.

AF: Ja, ist klar, aber irgendwie, interessanterweise, haben wir noch nie fertiggebracht, sich wirklich als Band zu organisieren, wahrscheinlich hätte es nicht funktioniert. Alle wurden dann selber der Chef sein wollen 😀

JH: wie ist es dazu gekommen, dass Ihr die Fäaschtbänkler gegründet habt? Wessen Idee war das?

AF: 4 von uns waren schon, vor den Fäaschtbänkler in so einer Blues-Funk-Combo, und dort haben wir gelernt, wie jeder Musik macht. Und dann hat der Michi, der Saxofonist, eine Anfrage, von einem Dorffestival, hier in der Nähe, bekommen. Sie haben nach einer Formation für ein bisschen Stimmung und Unterhaltung für den Sonntagnachmittag gesucht. Wir haben dann zwei Proben gemacht, und 13 Stücke einstudiert und 3-4 Stunden lang dieselben 13 Stücke gespielt (Lachen). Das war dann der Startschuss der Band. Durch dieses Fest haben wir weitere Anfragen bekommen, weil das dann jemand anscheinend gut fand. Danach ging eigentlich alles ziemlich schnell und schon nach den halben Jahr haben wir Wochenende gespielt. Viele Geburtstagsfeier und Hochzeiten. Irgendwann wurden die Auftritte grösser. Wir haben den Martin von Rosenklang kennengelernt, der begleitet uns schon seit 7 oder 8 Jahren, der uns dann Fernsehauftritte organisiert hatte. Das ganze immer grösser, die Veranstaltungen sind immer gewachsen. Bis vor 2 Jahren.

JH: Ihr tretet nicht nur in der Schweiz auf?

AF: Wir treten eigentlich 50% wenn nicht 60% mehr in Ausland auf.

JH: Ihr habt ja auch nicht weit. (Lachen)

AF: Ja, wir sind schon irgendwie im Ausland. (Lachen) (Kriessern, liegt an der Grenze mit Österreich, bis zu der Deutschen Grenze braucht man ca. 25 Minuten – Anmerkung der Redaktuerin) Wir treten in Deutschland, Österreich auf, letztes Jahr sollten wir in Belgien und Holland spielen, es hat aber nicht geklappt, vielleicht nächstes Jahr.

JH: Wie oft habt Ihr dann Auftritte im Jahr?

AF: Wenn’s normal läuft sin so 80 bis 90 Auftritte. Über Fasching spielen wir nicht, da der Michi in einer Guggenmusikgruppe spielt (Es handelt sich um eine stark rhythmisch unterlegte, auf ihre eigene, sehr spezifische Art „falsch“ bzw. „schräg“ gespielte Blasmusik. Die Musiker sind dabei oft verkleidet und teilweise maskiert – Anmerkung der Redaktorin) Es ist ein großer Hype auf diese Gruppen in letzter Zeit, und das Niveau ist auch sehr gestiegen. Aber es geht hauptsächlich um Party.

JH: Vielleicht nächstes Jahr auch in Schlesien?

AF: Ja, hoffentlich!

JH: Eure Band wurde 2008 Gegründet, Ihr habt klein angefangen. Was würdest Du den Musikern sagen wollen, die Ihre ersten Schritte in der Musikbranche machen? Womit sollte man anfangen?

AF: Ein Paar Stücke einüben um an Auftritte zu kommen, um sich zu präsentieren. Und wenn man spielt, versuchen aufs Publikum einzugehen, was wollen die, was wollen die hören. Jetzt im Moment ist es eher schwierig für junge Bands sich den Namen zu machen. Über sozial-Media ist es natürlich leichter.

JH: Wann habt ihr Eure ersten Stücke geschrieben und eingesungen?

AF: Die ersten Stücke sind schon mit der Bandentstehung entstanden. Es hat halt nur ein bisschen gedauert bis wir herausgefunden haben, wie wir das ganze aufnehmen wollen. Wir waren in einem externen Tonstudio und da hat es mit den Aufnahmen ziemlich nicht funktioniert. Ich hab mir dann gesagt: ich kauf mir selber Computer und dann nehmen wir das selber auf. Dann hat es halt noch ein bisschen gedauert, bis ich selber wüste wie man das aufnimmt (Lachen).

JH: Was ist beim Songwriting am schwierigsten?

AF: Das Songwriting an sich ist so eine Sache, wo es extrem viel darüber geht selber zu versuchen, einfach machen und nicht viel hinterfragt. Ich glaube das schwierigste an Songwriting ist, dass man irgendwann zu einem Zeitpunkt kommt und sagt: jetzt bin ich zufrieden. Irgendwann kommt man halt zu einem Punkt wo man mehr kaputt, als besser macht. Daran scheitern extrem viele, dass man einfach nicht zufrieden ist und nicht sagen kann: SO! jetzt bin ich zufrieden und schließe es ab und veröffentliche es. Schlussendlich merkt man das eh am ersten Lied was gut ankommt oder was gut funktioniert, wenn man das Feedback vom Publikum bekommt. Es hört ja jeder anders Musik, und es hat sich dann auch bei uns so herausgestellt, das am meisten die Lieder am besten ankommen, von denen man es nicht erwartet hätte. Wir wollten eigentlich das Lied „Can you English please?“ auf die CD nicht nehmen, weil wir gedacht haben: das ist irgendwie komisch und das gefällt den Leuten sicher nicht. Um einen Haar hätten wir es nicht auf die CD aufgenommen.

JH: Das wäre schade

AF: Ja (Lachen)

JH: Was waren bisher die schrägsten Moment wahrend der Tätigkeit der Band?

AF: Am heftigsten in der Erinnerung sind dann, die ganz großen Auftritte, wo einfach so eine Menschenmenge vor einem ist. Aber dann gibt’s auch wieder Auftritte, die bei mir z.B. hängen geblieben sind. Z.B. der erste große Auftritt in Deutschland, da haben wir in einem Zelt Fest gespielt. So ein riesending, so 4000-5000 Leute waren da, die Stimmung war einfach krass, alle Leute standen sofort auf den Bänken. Wir wurden da total überrumpelt. Da sind wir raus ins Publikum gegangen, die Menschen haben sich um uns versammelt und wir haben einfach nur Party gemacht. Irgendwann wollten wir wieder auf die Bühne. Und als wir unten waren hat jemand die Backstage-Tür abgeschlossen. wir waren ja am Spielen, niemand konnte uns die Tür aufmachen und es keine andere Möglichkeit auf die Bühne zukommen. Ich habe dann irgendwie versucht mit dem Ellbogen ans Fenster zu klopfen, damit die in Backstage hören, dass wir rein wollen. Ich hab bisschen zu fest geklopft und da ist die ganze Scheibe zerbrochen (Lachen). Dann haben sie uns aufgemacht (Lachen).

JH: Ist jetzt Musik das einzige was Du machst?

AF: Ja, ich mache das hauptberuflich: Fäaschtbänkler und Studio. Davon lebe ich. Ich dirigiere noch im Musikverein Eichberg. Im Studio nehmen wir die Musik der Fäaschtbänkler auf. Ansonsten auch Musiker aus der Region, z.B. Oimara.

JH: Wills Du der größte Schweizer Blassmusik-Produzent in der Zukunft sein?

AF: Ich vermute, dass dafür zu wenig Zeit bleibt. Vielleicht wird’s irgendwann viel weniger mit Auftritten, was in Moment überhaupt nicht aussieht, im Gegenteil. Und meine Priorität Nr. 1 bleiben die Fäaschtbänkler. Ich hoffe mein Lebelang (Lachen). Deshalb kann ich nicht so viel Zeit da investieren. Aber ich versuche, so viel und gut es geht.

JH: Wie ist das Lied „Humpa, Humpa“ entstanden?

AF: Das ist hier, im Studio entstanden. Vor zwei Jahren hatten wir den Song „Mimmi Mittwoch“ geschrieben. In diesem Lied haben wir die oberrkraeiner „Humpa, Humpa“ Begleitung in der Strophe eingebaut und im Refrain wixen wir dann ins moderne. In „Humpa, Humpa“ hatten wir die Idee, dass wir das Gegenteil von dem versuchen, also das wir eigentlich die Strophe modern machen und dann anstatt einen krassen Drop zu machen den Refrain volkstümlich zu gestalten. Also die Grundidee war das Gegenteil von „Mimmi Mittwoch“ zu machen. Und der Rest ist dann über Brainstorming, Austauschen, Schreiben so entstanden.

JH: Es gibt viele Jugendliche, die sagen: Blassmusik ist langweilig. Und dann kommt Ihr und begeistert mit solchen Stücken wie „Humpa, Humpa“ oder „Mimmi Mittwoch“. Wieso kommt das bei den Jugendlichen doch so gut an?

AF: Ich denke, dass es eine Bewegung die Richtung handgemachte Musik geht gibt, das es extrem geschätzt wird, dass man nicht mit Autotune arbeitet oder mit komplett programmierten Sounds und elektronischen Sounds, sondern dass in die Richtung geht, dass das ganze mehr Handgemacht wird. Solche Festivals wie Woodstock der Blasmusik in Österreich, die in den letzten 10 Jahren einen riesen Hype erlebt haben, spielen auch eine große Rolle. Dann wird halt so ein Blassinstrument wieder cool, was vielleicht vor 10 Jahren nicht unbedingt so war. Aber es ist total krass, wie die Jugendlichen die am Woodstock der Blassmusik waren, danach komplett einen anderen Zugang zu Blassmusik hatten, und die jetzt richtig z.B. Polkas und solche Sachen abfeiern. Und vorhin wars so: bleehhh, das machen nur die Opas.

JH: Also erleben wir gerade so eine Renaissance der Blassmusik?

AF: Vielleicht, ich weiß es nicht, es ist sicher in dem Bereich viel passiert.

JH: Wie ist das Lied „Schlesische Band“ entstanden?

AF: Ich habe mir zuerst die YouTube-Filmchen, die ich bekommen habe, angeschaut. Das war unheimlich viel Wert, halt von der Geschichte der Deutschen in Oberschlesien was mitzubekommen. Ich hab Worte bekommen und Ortschaften wo man Deutsch spricht, Oberschlesien, das war als erstes da und da haben wir halt aufgebaut. Und plötzlich war das Bild da, das irgendwo bei Euch Kaffee und Kuchen am Sonntagmorgen stattfindet, und ich hab mir probiert im Worten vorzustellen wie es da so abläuft. Da sahen wir plötzlich die Bühne, bei dem Kaffeekranz und haben uns gedacht: ah ja, da könnte ja eine Band spielen (Lachen).

JH: Denkst Du, dass es ein gutes Lied für die Oberschlesier, beim Kaffee und Kuchen sein kann? (lachen)

AF: Keine Ahnung! (Lachen) Aber ich glaube schon! Mitsingen kann man gut, da haben wir extra drauf geschaut, dass man möglichst gut mitsingen kann. Ins Ohr geht der Titel auch. Ich wünsche mir und hoffe auch, dass es einen Großen Anklang bei der Deutschen Minderheit findet.

JH: Wir hoffen das auch, und hoffen gleichzeitig, dass Ihr auch irgendwann mal nach Oberschlesien kommt um das Lied zusammen mit Zuzanna zu singen. Vielleicht noch eine Message an die Deutsche Minderheit?

AF: Organisiert Feste! (Lachen)

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Interview mit SKGD-Vorsitzenden Rafał Bartek

Mit Rafał Bartek, dem Vorsitzenden der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien sprach Joanna Hassa

– Wie sprechen Sie mit Ihren Kindern zu Hause?

– Deutsch.

– Was ist der Grund dafür?

– Ich weiß, wie viel es mir und auch meiner Frau bedeutet und welche Rolle es in unserem Leben spielt, dass wir beide Deutsch sprechen. Darum wollten wir das Erlernen der deutschen Sprache bei den Kindern nicht dem Zufall überlassen. Wir wollten es quasi von Anfang an bewusst beeinflussen und den Kindern auch die zweite Sprache mit auf den Weg geben.

– Wie würden Sie zukünftige Eltern dazu motivieren, ihre Kinder zweisprachig zu erziehen?

– In dem sie sich einfach die Kinder anhören, die selber zweisprachig aufgewachsen sind. Meine Töchter sind schon heute zufrieden, dass sie sowohl Polnisch als auch Deutsch beherrschen, sodass sie selber die beste Werbung für Zweisprachigkeit sind. Sie haben heute keine Probleme, sich in beiden Kulturkreisen zu bewegen. Die sehen Nachrichten, Folgen Youtuberinnen usw. in beiden Sprachen. Sie treffen sich mit Familienangehörigen in Polen und in Deutschland und haben dabei gar keine Kommunikationsschwierigkeiten. Es freut mich auch, dass sie auch immer besser die schlesische Mundart beherrschen – das ist mir nämlich auch wichtig. Nicht zu vergessen ist auch der Aspekt, dass sie viele Sachen, die rund um sie passieren, kritischer beobachten können, weil sie Nachrichten bzw. Impulse aus verschiedenen Kulturkreisen bekommen.

– Sie sind Vorsitzender der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen Minderheit im Oppelner Schlesien, der größten Organisation der Deutschen Minderheit in Polen. Seit wann sind Sie in den Strukturen der DMI aktiv? Was hat Sie dazu bewegt, sich zu engagieren?

– Ein genaues Datum kann ich heute gar nicht mehr nennen. Mitglied der SKGD war ich auf jedem Fall seit meiner Geburt. Das habe ich meinen Eltern zu verdanken. Meine Anfänge datiere ich auf die Zeit der Jahrtausendwende 1999-2000. Zu dieser Zeit hat mich der damalige DFK Vorsitzende Herr Josef Duda darauf angesprochen, ob ich denn nicht im DFK Vorstand aktiv sein möchte, und so hat alles begonnen. Dem Herrn Duda, der vor ein paar Jahren verstarb und Ehrenbürger der Gemeinde Chronstau ist, habe ich sehr viel zu verdanken. Er, aber auch viele andere Menschen, die ich dank Ihm kennenlernte, haben mir quasi gezeigt und bewusst gemacht, dass es sich lohnt, sich um das Erbe, aber auch um die Sprache und Kultur zu kümmern. Somit habe ich nach und nach die Menschen, Kultur und Deutsche Minderheit immer besser und tiefer kennen gelernt. Es ist immer mehr ein Teil von mir selbst geworden und weil ich immer davon ausgehe, dass begleiten und begutachten weniger bringt als gestalten, habe ich einfach nach Wegen und Gestaltungsmöglichkeiten gesucht. Dies alles wäre aber nicht möglich ohne den vielen, tollen Menschen, die ich unterwegs treffen konnte. Ich habe das Glück, dass ich mit einem Teil von ihnen heutzutage zusammenarbeiten darf.

– Die ersten Organisationen der Deutschen Minderheit wurden vor 30 Jahren gegründet. Wie hat sich die Gesellschaft seitdem geändert?

– Die Ziele der Gesellschaft ändern sich nicht, aber die Menschen und die Umsetzungsmethoden der Ziele schon. Es bricht mehr und mehr die Erlebnissgeneration weg, also die Menschen, die ähnlich wie meine Eltern noch in Deutschland geboren wurden und unsere Aufgabe ist es, das Erbe, was sie uns überlassen haben, zu pflegen und an die nächsten Generationen weiter zu geben. Es hat sich politisch um uns herum auch sehr vieles geändert. Vor 30 Jahren war Polen kurz nach dem demokratischen Umbruch, jetzt ist Polen schon seit 16 Jahren in der EU, die Grenzen sind offen. So gesehen ist Europa „kleiner“ geworden und vieles, worum die Gründer der DMI „gekämpft“ haben, ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Eines bleibt aber – die Wiederbelebung der deutschen Sprache, Kultur in den Regionen, wo die Deutschen leben, ist eine Herausforderung und Aufgabe für die Gegenwart sowie Zukunft.

– Ich kann mich noch erinnern, als ich vor 12 Jahren angefangen habe, mich aktiv beim BJDM zu engagieren, es Stimmen gab, dass die deutsche Minderheit in 10 Jahren nicht mehr existieren wird. Jetzt sind die 10 Jahre um, die DMI ist weiterhin präsent. Was denken Sie, wie wird die deutsche Minderheit in den nächsten 10 Jahren aussehen und sich entwickeln?

– Ich bin kein Hellseher und weiß es nicht. Jedoch bin ich mir bewusst, dass es von Menschen abhängen wird, die wir für die Belangen der DMi gewinnen werden oder auch nicht. Deshalb ist es auch wichtig, dass wir mit jungen Menschen im Gespräch bleiben, dass wir auch keine Angst vor Veränderungen haben. Denn Veränderungen bedeuten auch meistens Fortschritt und bringen neue Menschen sowie Ideen mit sich.

– Was sind die größten Herausforderungen der Deutschen Minderheit?

– Aus meiner Sicht ist und bleibt es – die Bildung und Medien. Die Bildung, weil wir immer noch ein großes Sprachproblem innerhalb der deutschen Minderheit haben, den die jetzige Qualität des Deutschunterrichts an den öffentlichen Schulen leider nicht ausgleichen wird. Dazu kommen auch noch laufende Probleme wie z. B. die ungünstige Interpretation des Bildungsministeriums in Bezug auf den Unterricht in deutscher Sprache, die dazu führt, dass es in den Klassen 7. und 8. noch weniger Deutschstunden gibt als bisher. Medien, weil sie eine immer größere Rolle in unserem Leben spielen. Wir sind durch die sozialen Netzwerke, durch die vielen Kanäle, die uns zur Verfügung gestellt wurden, alle zu Medienmenschen geworden. Früher war es einfacher, die Menschen durch einen Artikel in der Zeitung oder durch ein Schreiben zu erreichen. Jetzt ist man gezwungen, über verschieden Kommunikationswege nachzudenken.

– Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung eines Mitgliedes der Deutschen Minderheit, sich als ein Deutscher in der Öffentlichkeit zu bekennen?

– Man muss das Selbstwertgefühl entwickeln. Wenn ich mir selber bewusst bin, was für einen Mehrwert es für mich bedeutet, dass ich in zwei oder vielleicht sogar drei Kulturen aufgewachsen bin, dass ich zwei oder sogar drei Sprachen (wenn man Schlesisch berücksichtigt) beherrscht oder sie zumindest versteht, dann wird man keine Probleme damit haben, nach außen zu treten und offen dazu zu stehen. Probleme gibt es dann, wenn wir uns für unsere Herkunft, unsere Sprache usw. schämen. Eine lange Zeit hat man den Schlesiern hier bewusst machen wollen, dass man sich eben für die Sprache und Herkunft schämen sollte. Auch heute gibt es immer wieder Menschen, Politiker, die uns einreden wollen, dass nur diejenigen etwas Wert sind, die Polen sind und perfekt polnisch sprechen. Europa zeigt uns aber was anderes und die Globalisierungsprozesse tragen dazu bei, dass nicht das interessant ist, was einheitlich ist, sondern das, was anders ist, was den Unterschied ausmacht!

Wie wird momentan die deutsche Minderheit durch die polnische Mehrheit wahrgenommen?

– Unterschiedlich, so wie die Menschen verschieden sind. Es gibt natürlich Menschen, die uns eine Ausreise wünschen und, die mit uns nichts anfangen können, aber aus meiner Sicht sind es eher Randerscheinungen. Dann gibt es Menschen, die keine konkrete Meinung über uns haben und wenig über uns wissen. Darüber hinaus gibt es aus meiner Sicht eine wachsende Anzahl von Polen, die uns kennen lernen möchten, die offen gegenüber unserer Kultur und Sprache sind. Das was uns aber fehlt, ist die Bildung über unsere Geschichte und Identität, denn ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam noch viel mehr bewirken könnten, wenn wir uns besser kennen würden. Dazu fehlt es aber z. B. total an Regionalkundeunterricht an den Schulen. Dieser von den Inhalten her zentralgesteuerter Unterricht hat sehr oft mit der Geschichte und Gegenwart der Region nichts zu tun. So erfahren die Kinder vieles über Warschau, aber kaum etwas über Oberschlesien.

– Die deutsche Minderheit ist in unserer Region auch politisch aktiv. Wieso engagieren sich Mitglieder der Deutschen Minderheit auch in die Politik?

– Ich denke, es war eine bewusste, schlesische Entscheidung, nicht nur zuzuschauen, aber auch gestallten zu wollen. Die Selbstverwaltungspolitiker damals und heute sind offene Menschen, die nicht warten wollen, bis man ihnen nur was schenkt. Sie wollen auch selbst das Ruder in die Hand nehmen und mitanpacken. Es ist auch richtig so, denn lange genug hat man versucht, den Menschen hier in der Region zu sagen, dass die von außen, die bewusst sehr oft hierher geschickt wurden, es besser wissen und machen werden. Die Erfahrung hat an vielen Stellen gezeigt, dass es nicht so war und, dass niemand besser unser Dorf, unsere Gemeinde, unseren Kreis sowie Woiwodschaft gestalten kann als wir selber. Deshalb finde ich es persönlich auch so schade, dass unser Land unter der aktuellen Regierung immer zentralistischer wird. Es ist schade, denn das wirkliche Entwicklungspotential liegt eben in den Menschen, die vor Ort leben. Denen muss man nur Gestaltungsinstrumente in die Hand geben.

– Die Kampagne heißt „Deutsche Minderheit hat Wert“. Was heißt das für Sie genau?

– Die deutsche Kultur, Sprache und Geschichte der Region hat Wert. Menschen, die sich darum kümmern, sowohl Deutsche selber als auch Polen, haben Wert.

– Kennen Sie sich die Woiwodschaft Oppeln ohne deutsche Minderheit vorstellen?

– Nein, ich kann es mir nicht vorstellen, denn dann würde ein Alleinstellungsmerkmal dieser Region einfach fehlen. Leider verstehen es viele Menschen nicht, dass es hier in der Region in unserem gemeinsamen, deutsch-polnischen Interesse ist, das Erbe dieser Minderheit zu pflegen.

– Was ist Ihr Lieblingsprojekt der DMI, oder auf welches Projekt warten Sie?

– Hmm, es gibt viele Projekte, die mir ans Herz gewachsen sind – Kulturgruppen, Orchester, Sprachprojekte und da möchte ich gar nicht eins hervorheben, denn jede dieser Initiativen, die einen Betrag zu Erhaltung der deutschen Sprache und Kultur leistet, bedeutet eine Freude für mich. Worauf ich warte? Auf das Dokumentations- und Ausstellungzentrum der Deutschen in Polen mit Sitz in Oppeln.

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Gespräch mit Magdalena Lemańczyk

Mit Magdalena Lemańczyck, der Mitautorin der Publikation „Die Deutsche Minderheit in der Woiwodschaft Oppeln als Mehrwert“ sprach Joanna Hassa.

„Die Deutsche Minderheit in der Woiwodschaft Oppeln als Mehrwert“ lautet der Titel der Publikationen zu durchgeführten soziologischen Forschungen unter Angehörigen der Deutschen Minderheit, deren Mitautorin Ihre Person und Dr. Mariusz Baranowski sind. Worum genau ging es bei den Forschungen und wie wurden sie durchgeführt?

Die Studie wurde im Auftrag der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien im Rahmen des Projekts „Deutsche Minderheit hat Wert“ vorbereitet und durchgeführt. Unter Berücksichtigung der Projektbedingungen und methodologischer Ansätze, verwendeten wir für diese Forschung einen Fragebogen. Die Umfrage wurde im Zeitraum von Juni bis August 2019 ausschließlich in der Woiwodschaft Oppeln unter den Mitgliedern ausgewählter lokaler Organisationen (DFK) der SKGD im Oppelner Schlesien durchgeführt.

Die Untersuchung bezog sich auf die Wahrnehmung der Befragten hinsichtlich sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Aspekte der Funktionsweise der Deutschen Minderheit als Organisation und soziale Gruppe sowie Lebensbedingungen der Gruppe in der polnischen Gesellschaft. Einerseits haben wir gezeigt, was es bedeutet, eine Minderheit zu sein und sich als solche zu fühlen und andererseits, was es bedeutet, mit einer Minderheit zu leben. Ziel des Projekts und der Forschungsarbeit war auch die Möglichkeit, die Ergebnisse in der Praxis anzuwenden. Das Hauptziel der Forschung war die Beantwortung der Grundfrage: Ob die deutsche Minderheit in der Woiwodschaft Oppeln in den Augen ihrer Mitglieder einen  „Mehrwert“ darstellt?

Unsere Studie konzentrierte sich auf drei Forschungsproblemen, nämlich die aktuelle Funktion der deutschen Minderheit, Fragen der nationalen Identität und die Dimensionen der Wahrnehmung der Minderheit durch ihre Mitglieder als einen Wert.

Die Untersuchung sollte zeigen, was die Vertreter der deutschen Minderheit über sich als soziale Gruppe denken. Wie sieht also das Bild der deutschen Minderheit in Augen ihrer Mitglieder aus?

Das Bild der deutschen Minderheit als eigene Gruppe war eines unserer Forschungsgebiete. In Augen der Befragten gestalte sich dieses im Allgemeinen positiv. Hinter dieser oberflächlichen Aussage verbergen sich jedoch Details, die zu tieferem Nachdenken, zu einem Blick auf die Phänomene aus einer etwas anderen Perspektive und zur Umsetzung notwendiger Lösungen durch die SKGD in naher Zukunft führen. Am sichtbarsten ist das Missverhältnis zwischen den hohen Bewertungen der Bedeutung und Aktivitäten der sozial-kulturellen Organisation der Deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Oppeln und der durchschnittlichen Bewertung der Position der deutschen Minderheit im Vergleich zu anderen Nichtregierungsorganisationen in der Region. Durchschnittlich ist auch die Bewertung der Meinungen von Befragten über das Interesse der breiteren Gesellschaft an kulturellen Initiativen der deutschen Minderheit. Im Allgemeinen ist das Bild der eigenen Gruppe in den Augen der Angehörigen der deutschen Minderheit viel besser als die Meinung darüber, wie sie von der Gesellschaft von außen wahrgenommen werden. Erwähnenswert ist auch die Identitätsdimension des Gruppenbilds, die sich aus dieser Studie ergibt, nämlich der Einfluss positiver Bewertungen von Aktivitäten innerhalb der Strukturen der deutschen Minderheit auf das Gefühl der deutschen Nationalidentität. Diese Vorteile werden von den Befragten in erster Linie in sozialen Kategorien behandelt, als ein Wert an sich und nicht rein utilitaristisch. Dies ist z. B. die Nutzung der Aktivitäten im DFK für zwischenmenschliche Kontakte, Steigerung des Bewusstseins für das deutsche Erbe der Region und Unterstützung der deutschen Nationalidentifizierung.

Der Titel verweist auf die Deutsche Minderheit als einen Mehrwert. Auf welcher Grundlage können wir feststellen, dass die DM tatsächlich einen Mehrwert für diese Region darstellt?

Der Begriff „Mehrwert“ wurde in der Studie hauptsächlich auf der soziokulturellen und politischen Ebene, nicht im wirtschaftlichen Sinne betrachtet. Sofern den letztgenannten Aspekt Wissenschaftler untersucht haben, wurde das soziale Ausmaß in soziologischen Forschungen ausgelassen oder eher nicht berücksichtigt. Daher sollte man hervorheben, was auf den ersten Blick sowohl von der breiteren Gesellschaft als auch von den Mitgliedern der deutschen Minderheit selbst nicht wahrgenommen wird (oder ihnen nicht bewusst ist). Es ist nämlichTatsache, dass die Tätigkeit der deutschen Minderheit auf der Grundlage ihres eigenen sozialen und kulturellen Potentials vielschichtig zum Funktionieren der Region Oppeln beiträgt. Ein anderer Aspekt, den wir aufgrund der Untersuchungsart nicht berücksichtigt haben, wäre der Versuch einer tiefgründigen Diagnose der messbaren Vorteile, die von deutschen Minderheiteninstitutionen für die Woiwodschaft Oppeln geleistet werden. Dies ist eine Aufgabe für Ökonomen, deren Voruntersuchungen bestätigt haben, dass die deutsche Minderheit als gemeinnützige Nichtregierungsorganisation nicht standardisierte Ziele für die Wirtschaft realisiert und somit einen „Mehrwert“ im Sinne der breit verstandenen Kultur, Bildung und Wirtschaft der Region generiert. Die bisherigen Studien über den Einfluss des ethnischen Faktors auf die Entwicklung der Woiwodschaft Oppeln haben auch gezeigt, dass die deutschen Minderheitenorganisationen ein bedeutendes, wenn auch nicht völlig ausgeschöpftes Entwicklungspotenzial der Woiwodschaft darstellen. Deshalb haben wir in unserer Forschung versucht, solche Ausmaße der Funktionsweise der deutschen Minderheit zu berücksichtigen, die sich auf soziale und kulturelle Potentiale beziehen, vor allem im Bereich der Wahrnehmung von Werten, der ethnischen Organisationsaktivität sowie Wahrnehmung ausgewählter Elemente der Umsetzung von Minderheitenrechten, usw. Auf dieser Grundlage wurde eine Fallstudie erstellt, die zeigt, in welchen Bereichen und auf welcher Ebene die deutsche Minderheit in den Augen der Befragten einen Mehrwert darstellt.

Die letzte Studie über die Deutsche Minderheit wurde 2010 von Dr. Danuta Berlińska durchgeführt. Können wir Ihre Forschung mit der von Dr. Berlińska vergleichen? Welche Unterschiede sehen Sie? Hat sich in den letzten 10 Jahren überhaupt etwas geändert?

Die Möglichkeiten des direkten Vergleichs sind sehr begrenzt, da die Studie von Dr. Berlińska auf einer anderen Methodik basierte, die Annahmen und Ziele anders waren und schließlich ein anderer Forschungsversuch unternommen wurde. Während der Vorbereitung unserer Forschung haben wir jedoch bis zum gewissen Grad auf ausgewählte Fragen aus dem Bericht von Dr. Berlińska zurückgegriffen, z. B. Fragen über die nationale (und / oder regionale) Identität, Muttersprache, Sprache, die zu Hause benutzt wird, Diskriminierungsfragen oder Staatsbürgerschaft. Unsere Forschung zeigt vor allem progressive Trends in der nationalen (und / oder regionalen) sowie sprachlichen Identität auf, die in der Forschung von Dr. Berlińska und anderen Forschern vorkommen. Wir fanden zum Beispiel heraus, dass unter den Befragten die schlesische Identität dominiert, gefolgt von der deutschen Identifikation im nationalen Sinne. Der dominierende Prozentsatz der schlesischen Identifizierung entspricht dem dominierenden Prozentsatz der Personen, die den schlesischen Ethnolekt als Muttersprache angeben, für die es gleichzeitig die am häufigsten im Hauskontakt verwendete Sprache ist. Auf der anderen Seite ist Deutsch im Vergleich zu Polnisch die Muttersprache einer kleineren Gruppe von Befragten und wird auch zu Hause seltener verwendet. In dieser Hinsicht weisen die Forschungsergebnisse von Dr. Berlińska auf Ähnlichkeiten, aber auch auf Unterschiede hin. Während nämlich ein Jahrzehnt zuvor der schlesische Ethnolekt die Muttersprache war und gleichzeitig von der Mehrheit der Befragten zu Hause am häufigsten verwendet wurde, war Deutsch im Vergleich zu Polnisch für einen größeren Prozentsatz der Befragten die Muttersprache oder Sprache, die zu Hause verwendet wurde. Darüber hinaus wird trotz der Kenntnis der deutschen Sprache von der Mehrheit der Befragten die fließende Beherrschung oder gute Sprachkenntnisse von weniger als der Hälfte der Befragten angegeben. Die Mehrheit der Befragten hat schwache oder passive Deutschkenntnisse angegeben. Auch in dieser Hinsicht ist im Vergleich zur Umfrage von Dr. Berlińska ein Generationswechsel bemerkbar, da ein Jahrzehnt zuvor die Mehrheit der Befragten fließend oder gut Deutsch gesprochen und geschrieben hat.

Gibt es etwas, das Sie bei den Ergebnissen überrascht hat?

Überrascht vielleicht nicht, aber es hat vor allem in zwei Bereichen zum Nachdenken gebracht. Einer davon ist die Bewertung des Ansehens der Gruppe. Die Ergebnisse der Untersuchung deuten darauf hin, dass die Mehrheit der Befragten von den Möglichkeiten eines tatsächlichen Einflusses der deutschen Minderheitenorganisationen auf verschiedene Lebensbereiche in der Woiwodschaft Oppeln überzeugt ist. Eine detaillierte Analyse der Antworten zeigt jedoch, dass die Bewertung dieses Einflusses in bestimmten Tätigkeitsbereichen durchschnittlich oder negativ ausfällt. Auch hier geht es um Details. Durchschnittliche Einschätzungen der wichtigsten, satzungemäßen Aktivitäten der deutschen Minderheit, d. h. Einflussmöglichkeiten in den Bereichen Kultur, Bildung, Regionalpolitik, Gedenktätigkeit, regionale Wirtschaft und Minderheitenmedien, sowie negative Einschätzungen hinsichtlich der Auswirkungen auf Infrastrukturinvestitionen regen zum Nachdenken über das gegenseitige Zusammenspiel vom Image und Ansehen der Gruppe innerhalb und außerhalb der Volksgruppe an. Das hat auch identitätsstiftende Konsequenzen – allgemeiner ausgedrückt, kann eine Senkung des Gruppenprestiges zu einem Rückgang der deutschen Identität oder des Interesses an der deutschen Kultur und Sprache zugunsten z. B. der schlesischen Identifizierung und des schlesischen Ethnolekts führen, obwohl dies nicht die Regel sein muss. Der zweite erwähnenswerte Bereich, der durch die Forschungsergebnisse bestätigt wurde, ist das unbewusste kulturelle Potential der deutschen Minderheit in den Meinungen der Befragten, wobei die kulturellen Aktivitäten der deutschen Minderheit als Organisation insgesamt positiv bewertet werden. Damit meine ich eine Reihe soziokultureller Kompetenzen, die durch die Zugehörigkeit zu den Strukturen der deutschen Minderheit und die Teilnahme an Projekten geformt bzw. zum Ausdruck gebracht werden, wie z. B. Kenntnisse der deutschen Sprache, Fähigkeit der Arbeit in der Gruppe, Vorbereitung und Durchführung von Projekten, Bühnenpräsenz (schauspielerische, musikalische), Arbeit für die lokale und regionale Gemeinschaft und schließlich eine entwickelte soziale Sensibilität. Dabei handelt es sich um Kompetenzen, die derzeit auf dem Arbeitsmarkt gesucht, aber von den Befragten nicht berücksichtigt werden. Es genügt zu sagen, dass viele Mitglieder diese Kompetenzen in ihrem Berufsleben nutzen und häufig eigene Unternehmen in der Region betreiben. Daher bringt das auch für die Woiwodschaft messbare Vorteile mit sich. Es handelt sich jedoch um ein Thema, dass weiterhin einer vertiefter Forschung sowie dynamischer Förderung seitens der deutschen Minderheit bedarf.

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Gespräch mit Konsulin der BRD in Oppeln, Birgit Fisel-Rösle

Mit Konsulin der BRD in Oppeln, Birgit Fisel-Rösle sprach Joanna Hassa.

Seit 2018 sind Sie Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Oppeln. Welche Erwartungen hatten Sie, als Sie nach Oppeln gekommen sind?

Ich hatte im Grunde genommen keine besonderen Erwartungen, vielmehr freute ich mich, wieder in Europa zu leben und arbeiten zu können.

Was hat Sie in Ihrer Arbeit oder in der Region überrascht?

Auffallend waren und sind noch immer: Das zuverlässige und schnelle Internet, die guten Straßen, mit anderen Worten: die hervorragende Infrastruktur und die gepflegten, schönen Dörfer im Oppelner Land.

Sie arbeiten mit der deutschen Minderheit zusammen, in dem sie vor allem Kultur und Sprachprojekte unterstützen. Was denken Sie über die Arbeit der Organisationen der Deutschen Minderheit?

Die Mitglieder dieser Organisationen leisten großartige Arbeit. In den letzten beiden Jahren durfte ich sehr viel Freude und Begeisterung für ehrenamtliches Engagement in den Strukturen der DMI erleben. Das bewundere ich sehr. Sehr gut gefällt mir auch der „bunte Strauß“ an Projekten, den die Deutsche Minderheit im Angebot hat und wie schnell auf die Pandemie reagiert wurde durch Projekte, Diskussionen, Konzerte, etc. im Online Modus. Glückwunsch dazu an alle, die in irgendeiner Weise an der Projektarbeit beteiligt sind.

Was sind, Ihrer Meinung nach, die größten Herausforderungen, die vor der deutschen Minderheit stehen?

Ich denke, eine große Herausforderung ist es, Nischen zu finden, um junge Mitglieder anzusprechen, zu begeistern und zu behalten – also eine nachhaltige Sprach- und Jugendarbeit gewähren.

Was denken die in Deutschland lebenden Deutschen über die deutsche Minderheit in Polen? Wissen sie überhaupt, dass es auch Deutsche außerhalb von Deutschland gibt?

Im Austausch mit Freunden und Bekannten in Deutschland stelle ich immer wieder fest, dass bei den meisten von ihnen kein Wissen über die Heimatverbliebenen vorhanden ist. Es ist nicht bekannt, dass hier noch immer viele Deutsche leben, ganz zu schweigen von Zweisprachigkeit und einer aktiven Deutschen Minderheit. Leider ist somit auch kein geschichtliches Bewusstsein für die Probleme vorhanden, mit denen die hier lebenden Deutschen bis zur Wende konfrontiert waren.

Die Kampagne heißt „Deutsche Minderheit hat Wert“. Was bedeutet das für Sie genau?

Von der Kampagne erhoffe ich mir, dass sie die Mehrheitsgesellschaft neugierig auf die deutsche Volksgruppe bzw. auf die Menschen dahinter macht, damit erkannt wird, dass die Deutsche Minderheit keine Folkloregruppe ist. Es ist interessant und bietet eine Bereicherung, wenn man Menschen kennt bzw. um sich hat, die in beiden Kulturen zu Hause sind. Und genau da, im Kleinen, werden die deutsch-polnischen Beziehungen aktiv gelebt.

Können Sie sich die Woiwodschaft Oppeln ohne deutsche Minderheit vorstellen?

Ich will mir das gar nicht vorstellen! Für die Bundesregierung ist die Unterstützung der deutschen Minderheiten im Ausland ein wichtiges Anliegen. Tragen wir also lieber alle dazu bei, dass die deutsche Volksgruppe im Oppelner Schlesien noch lange aktiv und somit lebendig bleibt.

Das beste schlesische Gericht, das Sie gerne essen und weiter empfehlen würden? ?
Ganz klassisch: Roulade mit Klößchen und Blaukraut gefolgt von einem saftigen Mohnkuchen (und gerne mit Sahne)